Hier finden Sie eine ausführliche Stellungnahme der UWIGA zum WKZ (Darmstadium).
Sollten sich Ihnen beim Lesen die Haare sträuben so lesen sie besser garnicht erst die Studie selbst, denn dort fallen sie Ihnen aus.
Stellungnahme der UWIGA (PDF)
Anschließend der offene Brief eines Hoteliers:
Guten Tag Herr Oberbürgermeister Benz,
Vor 2 Tagen erhielt ich einen Bericht über die Entwicklung der Stadt. Ein Begleitschreiben von Ihnen lag bei. Beides überflog ich. Ich mag diese Selbstdarstellung nicht. Und inhaltlich komme ich zu einem anderen Ergebnis. Ich sehe in dieser Stadt keine Führung. Nur Stückwerk und einen Fehlbetrag von ca. EUR 80 Millionen im Haushalt 2005.
An der Vorstellung des Kongresszentrums im Justus Liebig Haus nahm ich mit meiner Frau und meinem Sohn teil. Daß mein Sohn sich echauffierte über die Art der Absage zur Teilnahme am Wettbewerb, kann ich nachvollziehen. Daß er nicht zum Zuge kam, begrüße ich jedoch. Für ein Hotel in dieser Konstellation sind wir der falsche Partner. Wir können das nicht. Ein Kongresszentrum, eine Gute Stube für die Bürger und ein Innenstadthotel – alles nachvollziehbar und förderungswert. Wenn ich aber in Gedanken die einzelnen Bausteine und deren Folgen durchgehe, fröstelt es mich. Ich sehe nur Fragen, Ungereimtheiten und ausufernde Kosten.
In meinem Leben plante und baute ich mehr als 1.000 Hotelzimmer, ca. 40 Tagungsräume. Diese werden heute durch meine Kinder bewirtschaftet.
Wahrscheinlich liegen die Kosten pro Stuhl in unseren Tagungsräumen bei 10% der Herstellungskosten zu denen im geplanten Kongresszentrum in DA. Und diese können wir noch schön rechnen durch Synergieeffekt Hotelzimmervermietung. Auch die Betriebs- und Unterhaltungskosten (wir haben ca. 20 betriebseigene Handwerker in Vollzeit für fast alle Tätigkeiten) dürften wir günstiger darstellen können. Und trotzdem sehen wir keinen Markt mehr in diesem Bereich.
Meine Bewertung der Kosten/Betriebskosten des Kongresszentrums Darmstadt:
Voraussichtliche Baukosten 78 Millionen (ohne Grundstücksanteil)
Zinsdienst bei nur | 4.5% |
Abschreibung | 4.0% |
Gewinn/Rücklage | 1.5% |
10.0% = EUR 7.800.000 sind mindestens jährlich zu erwirtschaften. |
EUR 7.800.000,- : 365 Tage =EUR 21.400,- täglich zu erwirtschaftender Betrag, EUR 21.400,- dividiert durch die Stuhlkapazität von 2,000 Stühlen beträgt die Stuhlbelastung täglich über EUR 10,-
Bei einer Auslastung von 25% = EUR 45,- (25% heißt jeden Tag 500 Tagungsgäste;). Und ich befürchte, daß die Auslastung eher bei 10% liegt und es noch schlimmer kommen wird als ich es hier schreibe- und das Kongresszentrum zur größten Fehlinvestiton der Stadt Darmstadt in der Nachkriegszeit wird.
Wie sagten Sie noch am 22.12.04 im Justus Liebig Haus anlässlich der Präsentation des Kongresszentrums, daß Sie für die Fehlplanungen/-Investitionen des Landestheaters und des Luisencenters nicht die Verantwortung tragen (Bahnüberquerung?). Daß diese vor Ihrer Zeit gebaut wurden. In wenigen Jahren wird dann das Kongresszentrum in dieser Reige mit aufgezählt. Nur, daß man Sie dann als Initiator nicht mehr zur Verantwortung ziehen kann. Und parallel denke ich jetzt schon darüber nach, welche Klagemöglichkeit ich habe, wenn Steuergeld wettbewerbsverzerrend zu unserem Nachteil eingesetzt wird. Auch sollte es nicht Aufgabe der Stadt Darmstadt sein den Bauverein über diesen Weg auszubluten. Der stopft jetzt schon städtische Fehlentscheidungen.
Mir drängt sich die Frage auf – wie ist es möglich, daß mindestens 50% der Stadtverordneten plus 1 Stimme Ihre Zustimmung zu dieser Investition gegeben haben. Rechnen die Damen und Herren nicht oder sind die Zahlen so groß, daß die Investitionssumme abstrakt wird?
Die Betriebskosten für dieses stark gegliederte Gebäude auf 2 Ebenen, Energie, MitarbeiterInnen, Marketing usw. sind erheblich. Da kommen, schnell EUR 5.000,- und mehr pro Tag zustande. Diese will ich aber nicht weiter bewerten, da Einnahmen, auch aus Vermietung und Verpachtung, gegen zu rechnen wären. (Wer will aber dort nach Jahren noch mieten, wenn die erste Euphorie verflogen ist?)
Reibungsverluste und Konfliktpotenzial sehe ich zwischen Kongresszentrum, Tiefgaragenbetreiber und dem Hotel. Nachteile durch fehlende ebenerdige ordentliche Vorfahrten bzw. ebenerdige Parkmöglichkeiten sowohl für das Kongresszentrum, die Geschäfte und das Hotel.
Fehlende Dach- und Fassadenbegrünung. Wo ist die 40%ige Grünfläche, die Üblicherweise vom Stadtplanungsamt von privaten Investoren gefordert wird?
Zu uns: Wir bieten im Mittel eine Tagungspauschale zu EUR 42,- an (2 Kaffeepausen, Mittagessen, Raumbereitstellung und unsere Tagungstechnik, kostenfreies Parken einschließlich abzugsfähiger Vorsteuer von 16%). Und wenn die Stadt ihre Kosten halbwegs richtig kalkuliert, beträgt ein vergleichbares Tagungspaket doppelt soviel wie bei uns. Wir werden sehen, ob unser Betrag am Markt zu erzielen ist. Im Gesamtkonzept sehe ich gute Ansätze. Das einfache Einmaleins wurde aber außer Acht gelassen. So wie ich es gelernt habe, Schlussfolgerung für mich: Die Herstellungskosten um 4/5 reduzieren, keine Läden und ob das Hotel neben den Mollerbau gequetscht werden muß, wäre noch einmal zu überdenken. In der Hoffnung daß ich Unrecht haben werde verbleibe ich mit freundlichem Gruß.
Alfred Haag