UWIGA äußert sich zu den Gedankenspielen zum Stadion (DE vom 1.10.05)
Mit ungläubigem Erstaunen haben wir von der UWIGA den Artikel „Stadionneubau oder Herzenssache ?“ gelesen.
Trotz eines bereits vor 2 Jahren für 100.000 Euro erstellten Gutachtens hat man erst jetzt überrascht festgestellt, daß fast 2/3 des 8 ha großen Stadiongeländes dem Land Hessen gehören. Das bedeutet ein entsprechendes Mitspracherecht des Landes bei allen Bauvorhaben, ob Neubau oder Sanierung. Folgt aus diesem Recht auch eine Pflicht des Landes, sich finanziell zu beteiligen?
Es macht durchaus Sinn, bei einer solchen Situation auch Alternativen zu prüfen. Völlig unausgegorene Überlegungen, nur aus Anlass der 100-Tage Amtsperiode schnell zu veröffentlichen, macht allerdings weniger Sinn. Das erweckt leicht den Eindruck, bürgerfreundliche Tatkraft durch blinden Aktionismus zu ersetzen.
Wann wird das Gelände der Kelly-Barracks frei ? Hat die Stadt Darmstadt überhaupt Zugriff auf das im Besitz des Bundes befindliche Gelände? Wenn ja, zu welchem Preis ? Wäre eine Nutzung als Wohngebiet nicht viel sinnvoller ? Oder denkt man bei der Größe des Geländes (26 ha) an ein Stadion und ein Wohngebiet nebeneinander ? Wie sieht es aus mit der Verkehrsanbindung? Was wird dann aus dem heutigen Böllenfalltor-Stadion ? Das kann ja nicht einfach so stehen belieben – Abriss? Künftig andere Nutzung?
Die Situation mit dem derzeitigen Stadion allein ist bereits kompliziert genug. Mit dieser „Alternative“ als Zusatz wird es jetzt noch komplizierter.
Schlimmer noch – der wichtigste Punkt wird in den Hintergrund gedrängt: die Frage der Finanzierung. Egal ob Sanierung oder Neubau – sie ist nicht gelöst. Gerade dies war vollmundig in der Antrittsrede des Oberbürgermeisters angekündigt worden.
Jeder Bürger würde erst mal schauen, wie viel Geld vorhanden ist und erst dann abwägen, das alte Haus zu renovieren oder auf einem neuen Bauplatz ein neues Haus zu bauen.
Ist die mühsame Suche nach Sponsoren beendet? Winken alle ab? Als Ausweg jetzt die städtischen Töchter als Sponsoren präsentieren? Wie bitte? Gehört Profifußball zur Daseinsfürsorge? Die Bürger werden sich dagegen wehren, über Gebühren und Abgaben das Stadion finanzieren zu müssen.
Deshalb – erst mal die Frage der Finanzierung seriös angehen und lösen.
Erst danach sollten – bei aller Betonung zu Bürgernähe und Bürgerbeteiligung – Alternativen aufgezeigt werden. Aber bitte auch nur solche, die wenigstens einigermaßen durchdacht und abgeklärt sind. Das können die Bürger von den Fachleuten in der Verwaltung erwarten.
verantw. Helmut Klett