( obwohl z.B. für´s Arheilger Mühlchen Geld für ein Sprungbrett beim Bürger eingesammelt werden muss…??)
Im Fußballjargon wird vom Ball als Pille gesprochen. Das wird nicht der Grund für Merck gewesen sein, sich beim Fußballstadion die Namensrechte zu sichern:-). Nein, wir denken schon, für Merck ist der SV 98 sicherlich jetzt ein ernst zu nehmender Werbeträger und das „Bölle“ wird nun hochoffiziell zum „Merckstadion am Böllenfalltor“. Wir danken natürlich Merck für dieses Engagement. Jedoch, bleiben wir bei aller aufschäumenden Euphorie realistisch: die 300.000 Euro p.a. vermögen für fünf Jahre die Zinszahlungen für die notwendigen Darlehen erträglicher machen – aber keineswegs können sie wesentlich zum Abbau der neuen Schulden beitragen. Was aber passiert jenseits der fünf Jahre? Nachhaltig – um ein Lieblingswort der Grünen zu benutzen – ist das alles nicht.
Nachdem nun in den Medien von den Stadtveranwortlichen nicht aufgehört wird zu betonen, dass die Finanzierung des durch den Aufstieg der Lilien (des SV 98 Darmstadt) begehrten neuen Stadions gesichert sei, will die UWIGA doch über Hintergründe aufklären und auf Risiken hinweisen.
Die höchstverschuldete Stadt (pro EW 12.622 €) in Hessen leistet sich ein neues Stadion für zunächst veranschlagte 28 Millionen Euro netto. Die Aussage der Koalition in der entscheidenden Stadtverordnetenversammlung hierzu war: „Die Finanzierung des neuen Stadions wird den Haushalt der Stadt nicht belasten“.
Wie sieht also diese Art von lastenfreier Finanzierung aus?
10,5 Mio Euro kommen aus dem Landes-Ausgleichsstock, der Kommunen helfen soll, ihre un-vermeidbaren Ausgaben für überregionale Aufgaben abzufedern. Einen Automatismus, diese Gelder für das Stadion einzusetzen, gibt und gab es nicht! Man hätte sie zum Beispiel auch für den Bau des Nordbades oder fürs Darmstadium verwenden können.
Weitere 3,5 Mio Euro hat die Stadt Darmstadt beim Innenministerium, welches auch für Sport verantwortlich zeichnet, beantragt und eine Zusage erhalten. Warum wurden nicht, wie ursprünglich beabsichtigt, dort 14 Mio Euro beantragt? (Die Stadt Offenbach hat seinerzeit für ihr Stadion 11 Mio Euro erhalten)
Die verbleibenden Kosten von netto 14 Mio Euro muss unsere Stadt selbst aufbringen. Es ist natürlich verlockend und scheint leicht machbar, bei den im Augenblick historisch niedrigen Zinsen, dies mittels Darlehen zu stemmen. Aber Darlehen müssen irgendwie zurückgezahlt werden. Oder kommt es bei einem Schuldenstand in Milliardenhöhe nicht so genau drauf an? Sind weitere 14 Mio Euro „peanuts“ oder eben „pillepalle“?
Und was ist mit der Abschreibung? Also dem Geld, das man eigentlich zurücklegen muss bis das Stadion gewissermassen „verbraucht“ ist und wiederum ein neues gebaut werden muss? Was passiert, wenn der SV 98 seine Klasse nicht erhält? (was wir ihm natürlich nicht wünschen). Wer sorgt dafür, dass die geplanten Kosten nicht überschritten werden, was ja leider bei städtischen Projekten vorkommen soll. Zudem sehen wir bei dem Konzept „Neu“ über „Alt“ gestülpt eigentlich unkalkulierbare Kosten, für die – kommt es zum Desaster – natürlich keiner verantwortlich sein wird. Wie üblich war es halt nicht vorhersehbar.
Was, wenn der noch nicht einmal vorliegende „Business – Plan“ nicht erfüllbar wird oder die Zinsen steigen? Was muss der Profiverein SV98 an Stadionmiete in den nächsten Jahren bezahlen, damit weder er noch die die Stadt mit dem EU-Beihilferecht kollidiert? Wieviel wenn er absteigt ?
Also eine Menge Fragen, auf die Antworten schwierig, wenn nicht gar unmöglich sind. Wer würde sich da trauen, eine Investitionsentscheidung im beschriebenen Umfang zu treffen?
Ein verantwortlicher Privatunternehmer als Projektträger sicher nicht. Wir verkennen nicht, dass bei diesen Entscheidungsfindungen in der der Kommunalpolitik natürlich immer eine gehörige Portion „Volksnähe“ und „Wahlkalkül“ mitschwingt – genau diese Denke über bürgerfinanzierte Wahlgeschenke hat aber wesentlich zum gigantischen Defizit der Stadt beigetragen. Der Wille. ein Ende dieser Spirale ernstlich herbei zu führen, ist bei Grün-Schwarz nicht zu erkennen.