26.11.2015- Pressemitteilung zu:
Merck: Die Stadt hat das letzte Wort (Artikel im DE)
von Joachim Nieswandt und Annette Wannemacher-Saal
unser Kommentar dazu (diese PM wurde natürlich nicht veröffentlicht):
Es ist natürlich nicht erstaunlich, dass die Fa. Merck in einem ganzseitigen Interview zu Wort kommt, unsere Presseerklärungen hierzu gar nicht, oder wenn, ziemlich unscheinbar und redaktionell umformuliert zu lesen sind.
Das liegt nicht an den Redakteuren, sondern an der Bedeutung von Merck. Nur, wie verständnisvoll väterlich und mitfühlend Herr Bürk die Arheilger anspricht, ist für selbstbewusste Bürger schon gewöhnungsbedürftig. Eigentlich ist ja klar, dass er kaum sagen kann, man nehme die Sorgen der Bürger nicht ernst.
Eine Behauptung und Wahrnehmung, aber das mag ja auch an der Führungspersönlichkeit von Herrn Bürk liegen, ist halt grottenfalsch: das „Mitnehmen“ oder die Beteiligung von Bürgern geschieht nicht durch frühzeitige, kreative und buntfarbige Präsentation eines Vorhabens, sondern durch Mitspracherecht und aktive Beteiligung an dem Vorhaben selbst. Das mag bei Herrn Bürk und seinen ihm untergebenen Mitarbeitern vollkommen anders sein.
Anderseits, der Firma Merck kann kein Vorwurf gemacht werden, wenn sie einen repräsentativen und architektonisch eindrucksvollen Platz für ihre Firmenzentrale haben will. Es ist ihr gutes Recht, das Maximum dessen was sie will, zu planen und vorzustellen.
Wenn, ist dieser Vorwurf der Bürger-Nichtbeteiligung der Stadt zu machen, die ziemlich willfährig dem Konzept von Merck folgt und öffentlichen Raum von Merck verplanen lässt.
Vergessen wird auch im Interview die Tempo 30 Zone mit erwünschter Gleichberechtigung von (wie viel querenden?) Fußgängern, Radfahrern und Kraftfahrzeugen. Nicht überlegt wurde wohl auch eine großzügige Unterführung für Fußgänger, die nichts mit denen im öffentlichen Raum zu tun haben muss. Eine weiträumige, elegante, mit Firmendarstellungen und LED-Animationen, mit Aufzügen versehene Unterführung (möglichst noch mit Anschluss ans Mercksche Parkhaus) würde wohl auch von den Merckianern angenommen.
Gleichfalls wäre eine Unterführung des KFZ-Verkehrs ohne Straßenbahn denkbar. Die fährt weiterhin sinnvollerweise oben.
Die Chance zu einer solchen weitsichtigen Umplanung ergäbe sich besonders jetzt, da der Hauptabwasserkanal an dieser Stelle sowieso erneuert und verlegt werden muss und die unterirdischen Leitungen im Zuge der Baumaßnahmen neu sortiert werden müssen.
Beide Unterführungsvarianten haben aber einen gravierenden Nachteil. Sie dienen nicht der Selbstdarstellung, die ja auch ganz ungeniert kommuniziert wird: künftig soll man nicht an Merck vorbei, sondern durch Merck fahren.
Bei beiden Unterführungslösungen wäre das – zugegebenermaßen – nicht der Fall.
(hk)