Das digitale Stadtteilforum in Arheilgen lief ja prächtig ab. Die Macher der
Stadtregierung durften lange Monologe halten, der gewöhnliche Arheilger
musste erst mal seine Fragen und Kritiken per Tastatur eintippen – wobei
natürlich Zuhören und Tippen eine echte Fähigkeit zum Multitasking
voraussetzte.
Zum Aldi wurde viel über dessen Notwendigkeit zur Verbesserung der
Versorgungslage schwadroniert. Ich hatte fast den Eindruck, ohne diesen
Markt werden wir Arheilger alle verhungern.
Nur, das ging ja total am Thema vorbei. Man kann diesen Brachialbau
auch nicht mit Hinweis auf Sta-Vo-Beschlüsse und Einzelhandelskon-
zepten rechtfertigen oder entschuldigen.
Ich spreche bewusst von einem Brachialbau. Wie soll man es sonst be-
zeichnen, wenn ein ruppiges Sonderbaurecht, im Auftrag von Aldi und in
Abstimmung mit der Stadt, in Form eines vorhabenbezogenen Bebau-
ungsplans extra für Aldi geschaffen wird. Dieser B-Plan verletzt das Gebot
der Rücksichtnahme, er ignoriert eine Abwägung der Interessen, die
nachbarschützenden Vorschriften tritt er in die Tonne, einen Gebiets-
erhaltungsanspruch diskutiert er nicht ansatzweise, er setzt die HBO
außer Kraft ! Selbst wenn man strenge Vorgaben zum sich dagegen
wehren macht, wie „es muss ein besonderes Missverhältnis zwischen den
beiden Baukörpern bestehen, der den einen gegenüber dem anderen
„übergriffig“ erscheinen lässt“ dürfte dieser Abwehranspruch bei Aldi
unschwer erkennbar sein. Die nachbarschützenden Abstandsflächen
wurden schlau – und ich sage sogar hinterhältig – durch Baulinien an den
Grundstücksgrenzen ersetzt. Jetzt darf dort ca.5 Meter hoch auf der
Grenze zu Gartengrundstücken gebaut werden, ohne den Nachbarn groß
fragen zu müssen.
Und nun zur Ethik eines solchen Vorgehens. Kant, dessen kategorischer
Imperativ volksnah übersetzt heißt:
„Was Du nicht willst, dass man Dir tu‘, das füg‘ auch keinem anderen zu.“
Herr OB Partsch, Frau Dr. Boczek, liebe Stadtverordnete: würden Sie in
Ihren Gärten zulassen, dass 5 Meter hohe Wände an ihren Grundstücks-
grenzen ohne Abwehranspruch hochgezogen werden? Wer bitte wäre so
lieb, um einen Discounter für seine Mitmenschen zu ermöglichen? Wer
dies Frage mit gutem Gewissen mit „Ich“ beantwortet, möge bei der
Abstimmung dem Bau zustimmen, alle anderen sollten dort mit einem
ehrenhaften und ehrlichen „Nein“ abstimmen.
V.i.S.d.P. Helmut Klett 1.Vors. der Uwiga